Sonderfolge 4 zum Weihnachtsmarkt-Anschlag:Wie konnte das geschehen?
Shownotes
KONTAKT ZU DEN HOSTS: max.hunger@mz.de und julius.lukas@mz.de AKTUELLE INFORMATIONEN ZUM ANSCHLAG: mz.de und volksstimme.de
Transkript anzeigen
00:00:05: Hinter den Headlines, der Recherche-Podcast für Sachsen-Anhalt.
00:00:20: Julius.
00:00:21: Herzlich willkommen zu Hinter den Headlines, dem Recherche-Reportor-Podcast der Mitteldeutschen Zeitung für Sachsen-Anhalt.
00:00:27: Wir sind weiter bei unseren Sonderfolgen zum Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg am XX.
00:00:33: Dezember.
00:00:34: Genau, heute ist es die Folge vier.
00:00:38: Also nein.
00:00:39: Alle, die sich dafür interessieren, müssen unbedingt die anderen Folgen, eins, zwei und drei auch noch hören.
00:00:44: Das ist doch sinnvoll, weil die Folgen ja auf einen auftreten.
00:00:45: Genau.
00:00:46: Wir haben in der letzten Folge gesprochen über den Täter.
00:00:52: Sein Name ist Talep A und wir haben da viel gelernt über ihn, wir wissen relativ viel über ihn und wollen heute ein bisschen Blick auf die Ermittlungen und die behördlichen politischen Konsequenzen des Anschlags auch werfen.
00:01:07: Genau, mit dabei sind wieder, wie in der letzten Folge, Jan Schumann und Hagen Eichler und so beiden Korrespondenten in Magdeburg.
00:01:13: Grüßt euch.
00:01:14: Hallo.
00:01:14: Genau, die das natürlich alles aus nächster Nähe mitbekommen bzw.
00:01:18: auch die ganze Aufarbeitung sehr intensiv verfolgt haben.
00:01:21: Genau, schön, dass ihr da seid, Jan und Hagen.
00:01:24: Ihr habt uns ja in der letzten Folge schon Rede und Antwort gestanden und da wurde schon klar, Talep A ist... kein unbeschriebenes Blatt, wie man so sagt, beziehungsweise war bei den Behörden kein Unbekannter.
00:01:36: Mit Blick auf die Ermittlung wird das natürlich besonders brisant, weil man sich jetzt fragt, ja, wie kann jemand so einen Anschlag begehen, wenn er schon bekannt war?
00:01:45: Vielleicht könnte man kurz erklären, wo ist er denn aufgefallen?
00:01:49: oder wo haben die Behörden in Deutschland, in Sachsen, anhalt ihn denn schon irgendwas von ihm mitbekommen?
00:01:54: Also die Sachlage ist so, dass er mehr als hundertmal seit er... ist durch verschiedene Sachen, also Polizei, Justiz, andere Behörden.
00:02:05: Es ging damit los, dass er selber die Ärztekammer bedroht hat und deswegen mit der Justiz und mit der Polizei in Deutschlands erst mal Probleme bekommen hat.
00:02:14: Es gab aber auch, weil er sich immer wieder sehr radikal geäußert hat, Hinweise aus Saudi-Arabien.
00:02:20: Zum Beispiel.
00:02:21: Also da haben Staatsbehörden aus Saudi Arabien, deutschen Behörden gesagt, guck mal hier, was der hier
00:02:25: macht.
00:02:26: Also da ging es häufig um Online-Texte, die er geschrieben hat, auf Twitter, auf der Online-Plattform.
00:02:32: Die klangen wie Anschlagströmungen.
00:02:34: Und da gab es Hinweise.
00:02:35: Das gab auch Hinweise aus England.
00:02:37: an deutsche Behörden.
00:02:38: Und immer wieder haben auch Polizeibehörden sich das tatsächlich angeguckt.
00:02:43: Der Bundesnahrichtendienst, also ein Geheimdienst in Deutschland, hat diese Hinweise entgegengenommen.
00:02:48: Der Verfassungsschutz,
00:02:48: auch
00:02:49: das Landeskriminalamt in Sachsen-Anhalt.
00:02:54: Man muss im Nachhinein sagen, aus Leihnsicht sozusagen, das ist alles irgendwie versandelt.
00:02:58: Also er hat dann mal... ... hier und da einen Warnschuss bekommen von den Behörden.
00:03:02: Also zum Beispiel, im Jahr zwanzig, ... ... wollte die Polizei bei ihm eine Hausdurchsuchung machen, ... ... also ein besonders krassen Tweet abgesetzt hat, ... ... der sich wie eine Anschlagstrohung las.
00:03:11: Aber so richtig Konsequenzen für ihn gab es eigentlich nicht.
00:03:14: Vielleicht ordnen wir nochmal kurz ein, also ... ... wir haben ja im letzten Folge schon besprochen, ... ... er hatte irgendwie ... ... er ist Anti-Islam-Aktivist gewesen ... ... und hat irgendwie in Deutschland ... ... einen Hass, kann man schon sagen, ... ... auf den deutschen Staat entwickelt.
00:03:27: Womit, warum ist er denn ... So oft auffällig geworden, also womit hat er...
00:03:32: Also vor allem ist das eine Aggressivität gegenüber den Behörden, was schon mal ungewöhnlich ist, wenn du es mit... ... Polizisten zu tun hast, ... ... oder mit Staatsanwaltschaften ... ... oder mit Juristen allgemein, ... ... dass du da so aggressiv auftrittst, ... ... aber das Auffälligste, ... ... was wir jetzt auch im Nachhinein noch ... ... nachvollziehen können, ... ... sind die Texte, die auch online geschrieben hat.
00:03:50: Also ich kann mal einen vorlesen, ... ... der kommt aus dem ... ... Dezember, ... ... es ist immer auf Englisch formuliert, ... ... ich übersetze das jetzt mal grob auf Deutsch, ... ... Deutschland wird einen Preis zahlen, ... ... einen riesengroßen Preis, ... ... ich versichere euch zu hundert Prozent, ... ... das Rache kommen wird.
00:04:06: sogar wenn es mich mein Leben kostet.
00:04:08: Und dann weiter schreibt er, ich werde die deutsche Nation bezahlen lassen für die Verbrechen seiner Regierung gegen saudische Einwanderer.
00:04:21: Also es klingt wie Anschlagstrohungen, solche Treats gab es auch noch in anderer Version und aufgrund dieses Text wollte die Polizei bei ihm durchsuchen lassen.
00:04:30: Staatsanwaltschaft Magdeburg hat gesagt, nee, das reicht nicht für eine Razzia, aber das ist ungefähr ein Jahr vor dem Anschlag in Magdeburg.
00:04:37: Es ist sehr unbestimmt, das habt ihr ja gemerkt, wie Verbrechen die die deutsche Regierung gegen saudische, oppositionelle oder Einwanderer verübt.
00:04:44: Uns sind keine Verbrechen bekannt, ich wüsste nicht, was konkret das sein soll.
00:04:48: kann offenbar nur so sein, dass er sich ein offeneres Deutschland gewünscht hätte für Leute, die das saudische Königshaus, so wie er, ablehnen, die den Islam ablehnen, so wie er selbst.
00:04:58: Er ist ein radikaler Islamhasser.
00:05:02: Aber es ist eigentlich nicht logisch begründbar.
00:05:06: warum man so einen Hass entwickeln soll.
00:05:07: Ich meine, er hat hier gelebt, durfte hier auch leben und durfte hier auch gegen das saudische Königshaus agitieren.
00:05:15: Das ist ja auch zulässig in diesem Land.
00:05:17: Man kann sich auch gegen den Islam äußern, wenn man das will.
00:05:20: Aber warum man daraus dann wie so ein Hass entwickelt und dann zu Gewalt greift, ist eigentlich nicht plausibel.
00:05:27: Jetzt klingt das krass, das klingt so wie, für mich klingt das jetzt so, da muss sofort die Polizei mal vorbeischauen.
00:05:34: Andererseits kenne ich auch das Internet.
00:05:36: Da schreiben viele Menschen verrücktes Zeug.
00:05:39: Wie muss man das einordnen?
00:05:40: Ist das jetzt einer von ganz vielen, vielleicht ein bisschen verwirrten Menschen, die die Polizei vielleicht im Blick hat, vielleicht auch nicht?
00:05:48: Oder ist er schon ... Ist es eurer Sicht schon so, dass man sagen muss, der wirkt wirklich gefährlich?
00:05:55: Ja, es ist, glaube ich, beides.
00:05:56: Also es ist, glaube ich, tatsächlich einer von sehr vielen Menschen, mit denen die Polizei jeden Tag zu tun hat.
00:06:01: Es gibt da Leute, die querulanten.
00:06:04: Charakteristika sozusagen haben, die melden sich ständig bei den Behörden oder beschweren sich oder gehen in Konflikt mit Behörden.
00:06:11: Also sowas gibt es schon häufig.
00:06:12: Leute, die quatschen, sind in der Netz schreiben oder auch drohende Texte ins Netz schreiben, gibt es auch häufig.
00:06:18: Der besondere Fall hier ist eben, dass der das sozusagen als Arzt gemacht hat, der in Sachsen-Anhalt lebte und dass der eine fünfstellige Zahl von Mitlesern hatte bzw.
00:06:29: Leuten, die ihm da gefolgt sind auf Twitter, da gibt es in Sachsen-Anhalt nicht besonders viele.
00:06:34: Und wenn die Polizei sich einmal, zweimal, dreimal, viermal mit diesen Texten beschäftigen muss, würde man jetzt als Laier denken, wenn es so eine auffällige Helfung gibt, dann müsste irgendwann auch mal eine Konsequenz basieren.
00:06:46: Gab es jetzt nicht, die Polizei wollte durchsuchen, Staatsanwaltschaft sagte, dafür reicht es jetzt noch nicht.
00:06:50: Ja.
00:06:51: Gibt es dafür eine Begründung, weiß man das?
00:06:52: Also warum dann die Staatsanwaltschaft sagt, nee reicht nicht, das ist den einfach nicht konkret genug gewesen, wir haben das jetzt schon angedeutet.
00:06:59: Ja,
00:06:59: ich so genau inhaltlich weiß ich das gar nicht, ob das im Untersuchungsausschuss so detailiert dargestellt worden ist, aber die Begründung war auf jeden Fall, das reicht denn nicht.
00:07:08: Also es reicht nicht, wenn jemand so einen Text schreibt, dass die Polizei dann klopft und zum Beispiel auch, wenn bei einer Razzia werden auch häufig Computerbeschlagnahmt oder Handelsbeschlagnahmt, also da waren sozusagen einfach die juristischen Hürden aus echter Staatsanwaltschaft.
00:07:20: Magdeburg noch nicht erreicht.
00:07:22: Du hast gerade schon gesagt, es gibt einen Untersuchungsausschuss.
00:07:25: Vielleicht könnt ihr dazu mal ganz kurz was sagen.
00:07:26: Warum wurde der eingesetzt?
00:07:28: Was ist das für ein Instrument?
00:07:30: Das kam sehr schnell.
00:07:31: Das Einsetzen dieses Untersuchungsausschusses.
00:07:33: der Landtag hat sich sehr schnell dazu bekannt, dass dieser Anschlag mit allen Hintergründen aufgeklärt werden muss.
00:07:39: Dazu ist so ein Untersuchungsausschuss ein sehr gutes Instrument, weil der eben Zeugen vorladen kann, weil der Akten anfordern kann und eben aus diesen ganzen Puzzlestücken am Ende so ein Bild zusammensetzen kann.
00:07:50: Das geht letztlich auf dem Versprechen zurück, nicht zuletzt.
00:07:54: dass der Ministerpräsident Reiner Haseloff gegeben hat, der hat im Landtag in einer Regierungserklärung gesagt, das sind wir den Opfern schuldig, dass alles lückenlos aufgeklärt wird.
00:08:03: Die Behörden sollen da mitwirken und das ist das, was jetzt gerade passiert.
00:08:06: Also der Untersuchungsausschuss besteht aus einer gewissen Anzahl von Abgeordneten aus allen Fraktionen.
00:08:11: Die kommen regelmäßig zusammen, die sind auch sehr viel zusammengekommen und haben auch sehr lange getagt.
00:08:16: Teilweise wirklich lange Sitzungen, um diese ganze Liste an Zeugen, Befragungen zu absolut... und aus diesen Informationen, die man da bekommt, setzt sich das Bild zusammen, das wir haben.
00:08:32: Also
00:08:32: so böswillige Beobachter in der Landespolitik, die kein Vertrauen haben in die Koalition oder sonst was, die haben gesagt, das darf jetzt aber nicht sein, wenn die Koalition, die hier regiert, so einen Untersuchungsausschuss einsetzt, dass dann irgendwas unter den Teppich gekehrt wird.
00:08:47: Also mein Eindruck nach einem halben Jahr Untersuchungsausschuss oder nach einem Vierteljahr Untersuchungsausschuss ist, dass die sehr, sehr gründliche Arbeit machen, dass die sehr viele Dokumente prüfen, dass die die sehr genau lesen, dass die Abgeordneten, wenn die Sitzungen sind, dieses Untersuchungsausschuss, mit sehr guten Fragen kommen.
00:09:02: mit sehr strengen Fragen kommen, dass die auch nicht gucken, sitzt da jetzt eine einfache Polizeibeamter oder sitzt da die Schaffin des Landeskriminalamts.
00:09:09: Also da gibt es wirklich strengen Befragungen dazu.
00:09:12: Und anders als in vielen anderen Gremien des Landtags ist es nicht die Situation, dass Opposition und Koalition sich sozusagen einen eigenen Konflikt liefern und dann irgendwie jeder will der Beste sein.
00:09:26: So ist es nicht.
00:09:27: Also da geht es ums Thema und ich finde, das ist auch parlamentarische Zusammenarbeit echt in einem guten Sinne.
00:09:32: Ja, es wird sehr breit gefragt.
00:09:34: Die Fragestellungen sind wirklich sehr offen.
00:09:36: Ein Beispiel, der AfD war es zum Beispiel wichtig nachzufragen, ob er möglicherweise Mithilter hatte.
00:09:44: Eine Überlegung, die da war, dass dieses Auto eigentlich eine technische Vorrichtung gehabt haben müsste, die verhindern, dass man Leute umfährt.
00:09:54: Tatsächlich hat diese Bauart von BMW so was, aber jedenfalls der Gedanke war, das kann er nicht allein ausgeschaltet haben.
00:10:02: Technischen Vorrichtung, da muss doch irgendjemand geholfen haben.
00:10:05: Auch dafür würden zum Beispiel Zeugen dann befragt, zum Beispiel von BMW, aber auch vom Kraftfahrt-Bundesabend, die dann eben sehr ausführlich erklärt haben, wie das technisch funktioniert.
00:10:16: Also der Vorwurf ließ sich nicht aufrechterhalten, also es gibt keine Indizienfilmmethäter, aber man ist dem Ganzen eben nachgegangen mit allen Experten, die dazu überhaupt nur etwas hätten beitragen können.
00:10:28: Für mich wäre aber trotzdem nochmal interessant, Wir haben es schon angerissen.
00:10:32: Er ist super auffällig gewesen.
00:10:34: Bei verschiedenen Behörden, auch auf Bundesebene gibt es Akteneinträge über ihn.
00:10:38: Hat denn der Untersuchungsausschuss irgendwie erklären können, warum man nicht tätig geworden ist, warum man nicht vorher schon, ja... Man kann jetzt nicht einfach jemanden festnehmen, aber warum die Behörden nicht mehr gemacht haben, um so einen Anschlag zu verhindern?
00:10:52: Wir sind da in einem Bereich, der schon sehr gut untersucht worden ist jetzt im Landtag und auf den es möglicherweise nicht die eine Antwort gibt.
00:11:00: Also es ist schon so, dass das Landeskriminalamt und dass die Polizei den kannte.
00:11:05: aber er ist da irgendwie durchs Raster gefallen.
00:11:07: Das ist der Begriff oder die Redensart, die da ganz häufig irgendwie dann kommt.
00:11:10: Irgendwann passt er nicht in eine bestimmte Schublade, wo im Landeskriminalamt ein bestimmtes Referat oder eine Abteilung sagt, das ist unser Mann, das ist ein Fall für uns.
00:11:19: Wir wissen, wenn man den laufen lässt, dann passiert am Ende irgendwas Schlimmes.
00:11:23: Das gab es da in dem Fall nicht, weil der halt nicht in den Bereich Rechtsextremismus passt, Linksextremismus nicht, Islamismus nicht und somit... galt ja zwar irgendwie als auffällig, aber keiner hat sich so richtig mit dem beschäftigt.
00:11:36: Und das Zweite ist, du fragtest ja auch, hätte man nicht diese Gefahren erkennen müssen.
00:11:40: Dazu ist vor nicht allzu langer Zeit die Chefin des Landeskriminalamts auch nochmal richtig streng befragt worden.
00:11:46: Da ging es darum, hätten die Weihnachtsmärkte, vor allem der Weihnachtsmarkt in Magdeburg, nicht besser gesichert werden müssen, wenn man weiß, dass im Internet jemand für eine fünfstellige Zahl für seine Leser ständig andeutet, dass er vielleicht Anschlag in... Deutschland oder in Sachs-Anhalt auch begeht.
00:12:03: Und da sagte die Chefin des Landeskriminalamts, man hat schon gehört, wie scharf die Fragen sind.
00:12:07: Also diese Kritik, die die Schwangers schon mit bei den Fragen der Abgeordneten und die Chefin vom Landeskriminalamt sagt, wir hatten ja keine konkreten Anhaltspunkte, dass es sich um einen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt handeln würde.
00:12:21: Also ich sage das deswegen, wir bewegen uns da in einem Bereich.
00:12:25: Es ist immer schwierig im Nachhinein zu sagen, was hätte man machen müssen.
00:12:29: Und die Polizei, die zieht sich sehr darauf zurück, wir wussten ja nicht, was dann da passieren würde.
00:12:35: Er
00:12:35: hat nicht konkret getroht, dass er auch wie ein Fest angreifen wird oder sowas.
00:12:38: Er hat plus ja allgemein
00:12:39: getroht.
00:12:40: Im Prinzip ist diese Einschätzung, dass der Mann eine Gefahr sein könnte.
00:12:45: nicht berücksichtigt worden in dem Moment, als man konkret über den Schutz dieses Weihnachtsmarkts nachgedacht hat.
00:12:50: Die Polizei hat verschiedene Abteilungen.
00:12:52: Das Landeskriminalamt hat Abteilungen.
00:12:53: Eine Abteilung ist dafür zuständig, eine Gefährdungsanalyse zu machen, also zu gucken, was könnte passieren.
00:12:59: Ganz konkret für den Weihnachtsmarkt, im Jahr zwanzig in Magdeburg, hatte das LKA auf dem Schirm.
00:13:04: Da könnte jemand kommen und ein Messer zücken und Leute angreifen, so wie es in Solingen passiert ist, in mehreren anderen Orten auch, in Wollmilstädt, im Landkreis Börde.
00:13:13: Das hatten sie... auf dem Zettel.
00:13:15: Da haben sie auch überlegt, ob sie mehr Personal brauchen.
00:13:17: Es gab auch mehr Personal.
00:13:19: Sie haben auch überlegt, ob es zum Beispiel mehr Kontrollen am Eingang geben müsste.
00:13:23: Die hat es da nicht gegeben.
00:13:25: Was eben keiner in dem Moment bedacht hat, ist, dass jemandem im Auto drauf fahren könnte.
00:13:29: Obwohl natürlich dieses Szenario schon da gewesen ist.
00:13:32: Eigentlich seit dem Anschlag auf den Breitscheidplatz, ebenfalls im Weihnachtsmarkt in Berlin.
00:13:37: Seitdem war klar, das ist ein mögliches Szenario.
00:13:41: Aber in dieses Gefährdungs ... In diese Gefährdungsanalyse hat es dieses Szenario nicht geschafft und in das Sicherheitskonzept, was dann anschließend von der Stadt aufgestellt wurde und auch von der Polizei bestätigt wurde, ebenfalls nicht.
00:13:53: Genau, wir sind jetzt ganz kurz, wir sind jetzt schon sehr weit in dem zweiten Aspekt, also das eine, wie hätte man das verhindern können, wie hätte man Talib A vielleicht vorher schon in Anführungsstrichen aus dem Verkehr ziehen können.
00:14:03: Jetzt ist die zweite, was Duhagen schon gerade angesprochen hast, wie hätte man denn den Weihnachtsmarkt besser sichern können.
00:14:10: Da gab es, also das wird natürlich auch im Untersuchungsausschuss intensiv behandelt und auch da gibt es intensive Befragungen zu, es gab ein Sicherheitskonzept.
00:14:18: Aber das hat ja anscheinend überhaupt nicht gegriffen.
00:14:21: Ja, die Stadt hat nach dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz sehr schnell reagiert damals und hat solche großen Betonquader angeschafft.
00:14:28: Also das ging wirklich fix.
00:14:29: Die wurden dann um den Weihnachtsmarkt von Magdeburg aufgebaut und seither jedes Jahr wieder aufgebaut.
00:14:35: Dafür gibt es auch ein Konzept, ein Plan, auf dem eingezeichnet ist, wo diese Quader stehen sollen.
00:14:41: Das Problem ist, dieser Plan wurde nicht eingehalten.
00:14:43: Keiner hat darauf geachtet, dass die Quader so angeordnet werden, dass auch wirklich ein Rundumschutz da ist.
00:14:49: Und in dem Moment, wo eine große Lücke ist oder zwei oder mehr sogar, wie in diesem Fall, sind natürlich all die Quader eindrucksvoll, aber wirkungslos.
00:14:56: Noch vielleicht kannst du ganz kurz beschreiben, also man muss sich Magdeburger Weihnachtsmarkt auf einem großen Platz.
00:15:02: Ja,
00:15:02: es ist der alte Markt vor dem Rathaus der Stadt Magdeburg.
00:15:05: Umgeben ist der alte Markt von Häusern, aber es gibt eben mehrere Zugänge.
00:15:11: Ganz konkret ist es hier so gewesen, dass der Attentäter Taleb A an einer Stelle auf dem Markt rauffahren konnte, weil dort zwei Lücken waren.
00:15:21: Er hätte, im Prinzip, eine davon aussuchen können.
00:15:22: Er hat an eine genommen.
00:15:24: Er ist an einer anderen Stelle des Weihnachtsmarkts, nachdem er diese Menschen getötet und verletzt hatte, wieder rausgefahren.
00:15:30: Also, das war noch eine weitere Lücke.
00:15:32: Und diese beiden Lücken sind eben nicht zugestellt worden, obwohl im Konzept drin stand, dass dort eben Sicherung durch Polizeifahrzeuge sein sollte.
00:15:42: Aber da haben sie nicht durch die Betonquader, sondern Polizeifahrzeuge so ...
00:15:45: Ja, genau.
00:15:46: Aber es war eben nie genau festgelegt, wie diese Polizeifahrzeuge stehen soll.
00:15:50: Also ganz konkret an der Stelle, an der er raufgefahren ist, war laut Konzept ein vier Meter breiter Durchlass.
00:15:56: Das war gedacht damit die Leute auf dem Weihnachtsmarkt können, aber auch zum Beispiel Rettungskräfte.
00:16:01: Ja,
00:16:01: was ja
00:16:02: aber auch schon groß genug ist für ein Auto.
00:16:03: Das ist
00:16:04: relativ breit.
00:16:05: Faktisch aber gab es zwei Lücken, nicht eben eine vier Meter Breite, sondern eine mit sechs Meter zwanzig und eine mit fünf Meter achtzig.
00:16:14: Für beide Lücken war vorgesehen, dass ein Polizei-Bully
00:16:18: Beide Lücken abdeckt.
00:16:19: Beide Lücken abdeckt.
00:16:20: Das konnte nicht funktionieren.
00:16:22: Es war im Konzept so vorgesehen.
00:16:24: Aber keiner von den Verantwortlichen konnte im Untersuchungsausschuss erklären, wie konkret denn der Schutz hätte funktionieren sollen.
00:16:33: Denkbar wäre er, wenn man eine Lücke hat, man fährt den Wagen vor.
00:16:36: Und in dem Moment, wo Leute oder Rettungskräfte durch müssen, fährt man ihn beiseite.
00:16:40: Und dann fährt man ihn wieder zu.
00:16:42: Das war aber nicht Teil des Konzepts, sondern die Polizei hat das so verstanden, dass sie in der Nähe sich postiert.
00:16:47: dem Moment, wo eine konkrete Warnung vorliegt, dann vorfährt, also zumacht.
00:16:52: Selbst dann hätte ein Bulli nicht gereicht, um zwei Lücken zu schließen, aber so war die Idee.
00:16:57: Und man sieht, da hat einfach nichts zueinander gepasst, also die Gefährdungsanalyse.
00:17:02: hat nicht zur Wirklichkeit gepasst, das Sicherheitskonzept hat nicht dazu gepasst.
00:17:05: Und darauf, dass die Steine richtig aufgebaut werden, hat auch niemand geachtet.
00:17:10: Die Stadt Magdeburg war nicht dabei.
00:17:12: Die hat keinen Mitarbeiter abgestellt, der darauf geachtet hätte, dass diese Steine dort stehen, wo sie reingehen.
00:17:18: Aber
00:17:18: gibt es da nicht so was wie eine Abnahme oder so was, dass man einmal guckt hat, das, was wir da aufgeschrieben haben als Konzept, ist das auch umgesetzt in der Realität?
00:17:26: Die Leute sind da gewesen, aber es ist nicht aufgefallen.
00:17:29: Das ist natürlich eine Frage, die sich da abguckt.
00:17:31: Der Untersuchungsausschuss auch sofort fragt.
00:17:33: Da gab es auch eine Begehung vor Ort und da gab es eine Abnahme plus.
00:17:36: die hat ihren Zweck nicht erfüllt.
00:17:38: Da waren Stadtvertreter, Polizeivertreter dabei und da ist nicht aufgefallen, dass zu wenig Quader dastehen.
00:17:43: Da ist nicht aufgefallen, dass es zwei Lücken statt einer gibt.
00:17:47: Und im Protokoll gab es danach auch nicht.
00:17:48: Also man kann jetzt nicht mal nachvollziehen, wer hat wann was gesagt und abgenommen.
00:17:53: Ja, also, so viel dazu, das wissen wir durch den Untersuchungsausschuss, dass das nicht gut gelaufen
00:17:58: ist.
00:17:59: Die Beamten, die für das Sicherheitskonzept zuständig war, für die Genehmigung, die auch bei der Abnahme da war, hat gesagt, ja, also, dass da zwei Lücken waren, das sei ja nicht aufgefallen.
00:18:08: Also, sie hat einfach nicht genau geprüft.
00:18:10: Also, sie ist rübergegangen, offensichtlich.
00:18:12: Und so ging es allen anderen auch.
00:18:14: Also, der Ordnungsbeigeordnete der Stadt Magdeburg, der wird natürlich auch das gesehen haben, aber hat sich nicht zuständig gefühlt.
00:18:21: Aber
00:18:22: da fasst man sich jetzt schon an den Kopf.
00:18:23: Also es gibt diese Quader, es gibt ein Konzept dafür, es gibt mehrere Behörden und Unternehmen, die damit zu tun haben.
00:18:29: Kein Felsaufler, keiner will es gesehen haben.
00:18:31: Das ist irgendwie eine Einschätzung.
00:18:32: Also hat man das einfach nicht ernst genommen?
00:18:35: Bei dieser Abnahme werden auch noch andere Sachen geprüft.
00:18:37: Also den Satz sollte man vielleicht noch dazu sagen.
00:18:40: Da wird auch geguckt, gibt es Feuerlöscher zum Beispiel auf dem Weihnachtsmarkt, falls es mal brennt an der Bratwurst.
00:18:45: Aber man würde ja doch davon ausgehen, einfach... Aufgrund der Erfahrung des Breitscheidplatzes schon, dass diese Quader, wenn die da für sehr viel Geld dann dahingestellt werden, dass man da schon gucken kann, ob das genügend sind und ob das so... Also im Konzept stehen die Einzelnen drin.
00:19:02: Da weiß man, wo welcher Quader zu stehen hat.
00:19:04: Das ist nicht nur irgendwie abstrakt hingemalt und das hätte auffallen müssen.
00:19:09: Und gerade das ist ja fast auf den Zentimeter genau reingeschrieben, es wie große Lücken sein sollen.
00:19:14: Das hat auf jeden Fall auffallen müssen.
00:19:15: Also meine Erklärung ist, dass da Routinen gegriffen haben und jeweils sich immer Leute auf andere verlassen haben.
00:19:21: Also die Routine war so, dass die Polizisten, die jetzt beim vergangenen Weihnachtsmarkt in Magdeburg gestanden haben und das Ganze bewacht haben, das natürlich auch schon im Vorjahr gemacht haben und das Jahr davor.
00:19:31: Und jedes Mal ... Hat man das Gefühl gehabt, das kennen wir ja alles schon.
00:19:36: Was wissen wir schon, das sind ja die Quader.
00:19:38: Da hat sich jeder darauf verlassen, dass andere schon darauf geachtet haben.
00:19:43: Und es fehlte dann irgendwie das Mitdenken quasi.
00:19:45: Die Polizei beamt ihn z.B.
00:19:47: von der Bereitschaftspolizei.
00:19:49: Die ist da mit ihrem Bulli hingefahren.
00:19:52: Hat gesehen, auf der Zeichnung, die sie hatte, hätte sie den Bulli direkt davorpostieren müssen.
00:19:59: Hat dann aber spontan selber entschieden, ach, ich fahre den ein bisschen weiter weg, haben wir letztes Jahr auch schon gemacht, weil wir ab und zu mal den Motor anlassen müssen, damit die Batterie voll ist, damit die Standheizung funktioniert, damit der Fall funktioniert.
00:20:11: Wir wollen ja nicht mit unseren Abgasungen, mit dem Lärm jetzt die Leute belästigen.
00:20:16: Also hat sie sich irgendwie quasi ... selber wie ein Ausweg überlegt, aber hat nicht die Konsequenzen bedacht, dass dann eben die Anfahrt auch schwieriger sein würde oder dass eben keine Barriere, keine physische Barriere da ist.
00:20:29: Die Abgeordnete haben sie gefragt, wie sollte das praktisch funktionieren?
00:20:33: Das sind zwei Lücken, ein Auto.
00:20:35: Was hätten sie gemacht, wenn sie jetzt erfahren hätten?
00:20:38: Achtung, in zwei Minuten rastieren irre an.
00:20:41: Und hat sie gesagt, naja, eine Lücke hätte ich zugemacht und bei der anderen, ja, da hätten wir dann überlegt.
00:20:47: Schwierig.
00:20:48: Im Konzept stand eigentlich auch drin, dass diese Lücken, über die wir die ganze Zeit reden, dass die mit Stahlketten zwischen den Quadern hätten gefüllt werden können.
00:20:55: Steht im Konzept drin, ist aber niemals Wirklichkeit gewesen.
00:20:57: Also so viel zur Abnahme, so viel zur Sicherheitsfragen, die dort nicht besprochen worden sind.
00:21:01: Und was man vielleicht auch so ein bisschen merkt, ist, was ja auch im Untersuchungsausschuss soweit ich das verstanden habe, deutlich wird, dass man sich da auch einfach so gegenseitig so ein bisschen die Verantwortung hin und her schiebt.
00:21:11: Die Stadt, die das Sicherheitskonzept gemacht hat, sagt, die Polizei hätte, die Polizei sagt, dafür sind wir nicht zuständig.
00:21:17: Also
00:21:17: das ist natürlich jetzt erstmal problematisch für diejenigen, die da als Hinterbliebenen noch da sind, dass es da so eine diffuse Lage gibt.
00:21:26: Keiner will es gewesen sein, sondern schiebt immer die Schultern weg.
00:21:29: Und das Zweite ist, dass es offensichtlich ... tatsächlich in Sachsen-Anhalt mindestens ein Regelungsproblem gibt.
00:21:34: Also es scheint tatsächlich wirklich nicht so zu sein, dass man ganz eindeutig sagen kann, wer für was zuständig ist.
00:21:40: Wenn man die einzelnen Akteure fragt, die Stadt oder die Polizei, die sagen eine immer ganz eindeutig die anderen sind.
00:21:46: Aber es scheint sozusagen für die Abgeordneten jetzt und wir als neutraler Beobachter des Ganzen.
00:21:52: Ich muss für mich sagen, mir ist nach wie vor nicht ganz klar, wer das letzte Wort hat.
00:21:57: Also das Problem ist, dass die Leute auseinandergegangen sind.
00:21:59: ohne diese Klärung herbeizuführen.
00:22:02: Die Polizei sagt, dass sie in einer Besprechung mit den Stadtverantwortlichen ganz klar gesagt hat, für die Sicherung ... seid ihr zuständig.
00:22:11: Ihr müsst den so sicher gestalten, dass da keiner drauf fahren kann oder dass keine Gefahren entstehen können.
00:22:17: Die Stadt wiederum sagt, nein, das ist nicht unsere Aufgabe.
00:22:20: Wir kennen ja die Risiken gar nicht.
00:22:21: Wir wissen ja gar nicht, was für gefährliche Leute draußen unterwegs sind, wie die Gefährdungslage gerade ist.
00:22:27: Das kann ja nur die Polizei.
00:22:29: Und bei dieser Besprechung ist es dann eben so gewesen, dass man auseinandergegangen ist, ohne letztlich eine Klärung herbeizuführen.
00:22:34: Ohne irgendwie zu sagen, na ja, dann machen wir es, dann machen wir es.
00:22:38: Also ... Nichts ist passiert.
00:22:40: Ja.
00:22:41: Jetzt hat das alles irgendwie... Passiert ist die maximale Katastrophe.
00:22:45: Wir hatten einen Anschlag mit Hunderten Opfern, also Verletzten und mehreren Toten.
00:22:51: Hat man daraus denn jetzt Konsequenzen gezogen, also einmal für zukünftige Veranstaltungen, aber vielleicht auch personell?
00:22:58: Ja, also baulich auf jeden Fall.
00:23:00: am Magdeburger Weihnachtsmarkt gibt es Konsequenzen.
00:23:02: Im Frühsommer hat die Stadt dann damit begonnen, Poller einzubauen, die runtergefahren sind und dann bei Bedarf hochgefahren können.
00:23:10: Das wäre also dann eine physische Barriere.
00:23:13: An dieser Einstellung?
00:23:14: Ja, also in einem größeren Bereich, aber tatsächlich an der Stelle, wo der Täter draufgefahren ist.
00:23:24: Das ist erstmal direkt die Stadt Magdeburg, aber das hat natürlich auch Konsequenzen für viele andere Kommunen, die Großveranstaltungen haben.
00:23:30: Jan, du hast das ja beobachtet.
00:23:32: Auch kleine Veranstaltungen sind betroffen.
00:23:34: Also im Bereich Dessau haben wir über das sogenannte Pflaumenkuchen fest diskutiert.
00:23:39: Das klingt jetzt erstmal süß, aber das Problem ist auf jeden Fall da seit dem Anschlag in Magdeburg.
00:23:43: Das ist eine Veranstaltung, die einmal im Jahr stattfindet, immer so Ende August, Anfang September.
00:23:49: Da kommen mehr als hundert Leute und das musste abgesagt werden, weil das Ordnungsamt in Dessau gesagt hat, ihr müsst alle zu Fahrten sperren.
00:23:56: Ihr könnt das zum Beispiel machen, liebe Festveranstalter mit sieben, fünf Tonnen LKWs.
00:24:01: Woraufhin dann der Heimatverein dort gesagt hat, die haben wir aber nicht.
00:24:04: Haben wir alle in der Garage stehen, so ein paar davon.
00:24:06: Und sogar wenn man bei der Feuerwehr lokal anfragen würde, was ja noch ein kluger Gedanke ist, da sagen die Veranstalter, die haben ein Auto in dieser Kategorie und das brauchen die umzudöschen.
00:24:17: Also natürlich viel höhere Standards, offensichtlicher als bei dem Weihnachtsmarkt von Magdeburg, wo ja ein Polizeivagen vorgesehen war und der dann am Ende nicht mal davor gestanden hat, aber jetzt in sieben Komma fünf Donner zu beschaffen, das ist natürlich eine ganz andere Hausnummer.
00:24:31: Also ich kannte das Pflaumenkuchenfest vorher auch nicht, aber da zeigt sich im Kleinen eben das große Problem, dass jetzt zum Beispiel die Lage so ist, dass Ordnungsbehörden sagen, ihr müsst hier wirklich... scharfe Sicherheitsvorkehrungen machen.
00:24:45: Klar, die Konzepte werden natürlich jetzt alle nochmal extra angeguckt und dann trifft dann halt auch die Kleinen, die sich das jetzt nicht leisten können, da größer war.
00:24:51: Die Veranstalter dann teilweise sagen, das können wir aber nicht leisten, weil wir die Voraussetzungen, das Geld und die Technik dafür nicht haben.
00:24:58: Ja, wenn wir nochmal auf Konsequenzen gucken, du hast ja Maxi Frage gestellt, was ist passiert?
00:25:02: Also wir haben das als Konsequenz, also Sicherheits.
00:25:05: über Sicherheit wird neu geredet.
00:25:07: Naheliegend wäre natürlich auch, dass es politische Konsequenzen gegeben hat, das Verantwortliche Gefeuert werden, zurücktreten, was auch immer.
00:25:15: Und das haben wir bislang gar nicht gesehen.
00:25:17: Also wir haben bei der Landespolizei keine Konsequenzen.
00:25:22: Wir haben innerhalb der Stadtverwaltung eigentlich zum eigentlichen Kern des Vorwurfs nämlich ein schlimmer Anschlag ermittermöglicht worden durch laxe Vorkehrungen.
00:25:35: Dazu gibt es auch keine Konsequenz, sondern das Einzige, was es gibt, ist ein Disziplinarverfahren gegen den Ordnungsbeigeordneten der Stadt Magdeburg, Ronny Krug.
00:25:45: Aber das bezieht sich auf einen absoluten Nebenkomplex, weil nämlich als Nebenergebnis aus den Ermittlungen jetzt rausgekommen ist, dass sich der Ordnungsdezernent sehr wohl um Sicherheit gekümmert hat.
00:26:02: um Sicherheit bei einem ganz anderen Weihnachtsmarkt und zwar eigentlich nur um dem das Leben schwer zu machen.
00:26:06: Eine Konkurrenzveranstaltung zum städtisch ausgerichteten Weihnachtsmarkt.
00:26:11: Da ist eben rausgekommen, dass der gesagt hat, guckt mal, dass der angeordnet hat, guckt doch bitte mal, ob ihr dann nicht irgendwie mit Auflagen diesem anderen Weihnachtsmarkt das Leben schwer machen könnt.
00:26:22: Da gibt es ein Disziplinarverfahren, auch ein Disziplinarverfahren gegen die Oberbürgermeisterin der Stadt Magdeburg, Simone Boris, wird geprüft beim Landesverwaltungsamt.
00:26:32: Aber weiterhin gibt es nichts.
00:26:33: Aber das hat ja direkt das nur rausgekommen dadurch, aber es hat mit dem Anschlag ganz sicher nichts zu tun.
00:26:37: Also mit den Versäumnissen, die es dort gab.
00:26:39: Nein, da eigentlich
00:26:39: nicht.
00:26:40: Es gibt eine Rücktrittsforderung auch schon vor Monaten oder relativ lange her von der AfD gegen die Innenministerin.
00:26:46: Aber es gibt bislang keine Konsequenzen.
00:26:49: Wie schätzt ihr das ein?
00:26:50: Ist das insgesamt ein angemessener Umgang und eine angemessene Aufarbeitung des Anschlags?
00:26:57: Also ich würde sagen ja.
00:26:59: Die Justiz hat da relativ schnell gearbeitet.
00:27:01: Es wird jetzt so sein, dass der Prozess auch bald starten kann.
00:27:04: Es gibt eine Anklage gegen Talib A. Es wird gerade ein Gerichtsgebäude in Sachsanhalt, in Magdeburg gebaut, das interimsmäßig nur für diesen Prozess dann genutzt wird.
00:27:14: und noch dieses Jahr soll es losgehen mit dem Prozess.
00:27:17: Also die Justiz hat da sehr schnell gearbeitet.
00:27:18: Es ist sicherlich auch ein Fall, in dem vieles auch schon klar ist.
00:27:22: Und wie schnell der Landtag angefangen hat, im Untersuchungsausschuss dazu arbeiten und mit welcher Gründlichkeit das gemacht wird.
00:27:29: Das finde ich auch gut.
00:27:30: Das ist auch angemessen und das ist auch ein angemessener Schärfe und in angemessener Genauigkeit.
00:27:37: Und die Konsequenzen, findest du die auch angemessen?
00:27:41: Also, wenn ich einschalten darf, was mir fehlt, ist Selbstkritik.
00:27:44: Ja.
00:27:45: Das muss ich so sagen.
00:27:46: Also, Ronny Krug hat, der Beordnungsbei beordnete, hat Selbstkritik angedeutet, aber hat eigentlich seinen Vortrag vor allem dafür genutzt, auf die Polizei zu zeigen.
00:27:55: Und das finde ich nicht angemessen.
00:27:57: Wir müssen uns vorstellen, in diesem Untersuchungsausschuss, da sitzen Angehörige von Opfern.
00:28:02: Da sitzt eine Frau, von der ich weiß, dass ... dass jemand gestorben ist aus der Familie.
00:28:07: Und die wollen natürlich sehen, dass Leute sich kritisch mit dem auseinandersetzen, was diese Tat begünstigt hat.
00:28:15: Also der Hauptverantwortliche ist ganz klar Taleb A. Aber trotzdem ist es ihm möglicherweise zu leicht gemacht worden und da höre ich eigentlich wenig selbstkritische Worte.
00:28:27: Ich finde in Teilen ist das auch... bei der Polizei beziehungsweise beim Landeskriminalamt so, dass mir da ein bisschen die Selbstkritik fehlt.
00:28:35: Die Leute sollen natürlich nicht im Untersuchungsausschuss sich in den Staub werfen und sagen, wir haben alles falsch gemacht, wenn es nicht so war.
00:28:41: Aber mir ist es etwas zu viel Beschreibung von Schubladendenken innerhalb der Polizei.
00:28:50: Also, dass da durchs Raster gefallen ist, das ist ja offensichtlich.
00:28:53: Mir fehlt da auch teilweise die Selbstkritik, um zu überlegen, Was ist möglicherweise falsch gelaufen mit den Regularen, die es schon gibt jetzt in der Polizei oder mit der Arbeitsweise?
00:29:03: Was ist da falsch gelaufen?
00:29:04: und dann im Schritt zwei?
00:29:05: Was muss vielleicht anders werden?
00:29:07: um solche ungewöhnlichen Tätertypen dann zu erkennen.
00:29:10: Das kommt vielleicht noch.
00:29:11: Ich kann da jetzt nur einen Zwischenstand geben, aber mir fehlt das teilweise.
00:29:14: Das ist auf jeden Fall Ziel des Untersuchungsausschusses.
00:29:16: Der soll ja am Ende ein Bericht vorlegen, in dem nicht nur Versorgungsaufentgelegt werden, sondern der dann auch Hinweise gibt, wie künftig solche Veranstaltungen besser gesichert werden können oder solche Gefahren für die öffentliche Sicherheit besser erkannt werden und besser darauf eingeht.
00:29:32: Weil mein Eindruck ist, das ist natürlich... Im Nachhinein ist es immer einfach zu sagen, guck mal da und da hätte man was tun können, dann wäre das alles nicht passiert.
00:29:41: Aber es gibt so viele Ebenen, auf denen man hätte früher eingreifen können, wo was auffällig geworden ist.
00:29:49: Das bringt mit Taleb aus einer Arbeitsstelle in der Salusklinik.
00:29:53: Das geht weiter irgendwie mit der Einschätzung der Polizei, die offensichtlich falsch war.
00:29:58: Sie haben ihn nicht für gefährlich gehalten bis zur Sicherung des Weihnachtsmarkt, wo man auch eine Fehleinschätzung hat.
00:30:04: Offensichtlich schien es nicht die Priorität zu haben, diesen Weihnachtsmarkt gegen Fahrzeuge abzusichern.
00:30:08: Also es gibt zu viele Stufen.
00:30:10: Da muss man jetzt nicht, man kann nicht jedem einzeln einen Vorwurf machen, aber irgendwo hätte man ja, hätte es ja schon mal funktionieren können, diese Prävention.
00:30:19: Vielleicht
00:30:19: kommt das noch und Hagen hat es ja gesagt, das ist ja am Ende die Aufgabe der Abgeordneten, die da jetzt die Fragen stellen und die jetzt auch die Dokumente durchackern, die sollen am Ende aufschreiben, was sie an Fehlern sehen, was sie auch ans System.
00:30:32: Problemen sehen und was besser gemacht werden muss.
00:30:36: Ich habe das vorhin deshalb gesagt, dass mir da manchmal die Selbstkritik auch bei der Polizei fehlt.
00:30:41: Wenn du diese Zeugen von der Polizei teilweise hörst und nur deren Aussage im Motorsuchungsausschuss dir anhörst, dann würdest du denken, bei denen ist alles super gelaufen.
00:30:49: Also bei denen ist alles genauso gelaufen, wie es sein soll.
00:30:52: Und das ist ja nun offensichtlich nicht passiert.
00:30:53: Oder hat in vielen Punkten nicht funktioniert.
00:30:55: Wir haben gesprochen über die Lücken, aber es gibt noch sehr viel mehr Beispiele.
00:30:58: Zum Beispiel ist ja für die Sicherung des Weihnachtsmarktes die Bereitschaftspolizei zuständig gewesen.
00:31:04: Die hat ihre Kaserne auf der anderen Seite der Elbe in Magdeburg, muss man wissen.
00:31:08: Das ist ein gewisser Anfahrtsweg.
00:31:09: Man muss also auch über eine Brücke.
00:31:13: Erst durch den Untersuchungsausschuss ist klar geworden, dass zum einen weniger Beamte eingesetzt waren, als man erwartet hätte, also als vorgesehen waren, weil dieser Zug gar nicht vollständig war.
00:31:25: Zum anderen aber auch der Vorgesetzte, der direkt für die Führung dieses Einsatzes zuständig war, gar nicht vor Ort war.
00:31:31: Der ist nicht am Weihnachtsmarkt gewesen.
00:31:32: Der war nicht dort, der hat gar nicht gesehen, wo die Polizeiverzeuge positioniert sind, sondern der hat in seiner Kaserne der Bereitschaftspolizei auf der anderen Elbseite gesessen und aus der Ferne geführt, wie das so schön heißt.
00:31:44: Man kann natürlich keinen Eindruck gewinnen von möglichen Problemen, wenn man nicht mal da ist.
00:31:50: Das ist auch eine Sache, die eben durch die Befragung erst bekannt geworden ist.
00:31:56: Genau, das wäre auch seine Aufgabe gewesen, da die Verantwortung zu übernehmen, dass da alles auf dem Weihnachtsmarkt genau so ist, wie es vorgeschrieben ist.
00:32:01: Ich glaube, das ist auch so ein bisschen das Gefühl, was bei Aldi mitschwingt, dass eben die Pop-Verantwortung hat keine Frage der Täter, aber diese Nebenverantwortung, die da viele Leute hatten, haben sie halt nicht wahrgenommen und das wird eben doch einfach nicht eingeräumt.
00:32:11: Ich
00:32:12: nehme da auch die Stadt überhaupt nicht raus, weil ich mich so gerade zur Polizei äußere.
00:32:16: Aber wenn ich Teil eines Systems bin, Stadt und Polizei und... Das Ziel seiten soll Sicherheit für den Weihnachtsmarkt, dann ist es mir etwas zu wenig, wenn ich nur sage, also ich habe alles richtig gemacht, die anderen waren es.
00:32:28: Aber in jedem Fall ist mein Eindruck eben auch der, wenn ich es noch einmal vergleichen soll mit dem Anschlag, mit dem rechtsextremen und antisemitischen Anschlag von Halle.
00:32:37: Dort hat ein Mann... in einem Zimmer gehockt und sich still vor sich selbst radikalisiert hatte, kaum Kontakte nach außen.
00:32:45: Und hier gab es jede Menge Anfasspunkte, jede Menge Momente, in denen der Groschen hätte fallen müssen, in dem es Hinweise gegeben hat, dass dieser Mann gefährlich ist.
00:32:55: Also es wäre sehr viel leichter gewesen, diesen Mann zu stoppen als den Attentäter von Halle.
00:33:01: Okay.
00:33:03: Ja, vielen Dank euch beiden.
00:33:04: Ich glaube, da haben wir jetzt noch mal sehr viele Einblicke bekommen, wie die Aufarbeitung läuft, was da schon bereits geschehen ist, was ja alles noch kommt.
00:33:10: Der Prozess, der dann bald ansteht, wird dann natürlich auch noch viel, viel mehr Informationen geben.
00:33:16: Genau, dann sind wir durch mit Folge vier der vorletzten Folge.
00:33:20: Lieber Hagen, lieber Jan, habt ganz vielen Dank.
00:33:23: In der nächsten... Folge fünf, die letzte Folge unserer Sonderfolgenserie, widdeln wir uns dem, was du auch schon angesprochen hast, den Prozess und so ein bisschen den Nachwirkungen des Anschlags in Magdeburg.
00:33:36: Da könnten unsere Kollegen von der Volksstimme sicherlich viel zu sagen.
00:33:39: Genau, die beiden dann und euch beiden danken wir und dann
00:33:43: bis zum nächsten
00:33:44: Mal.
00:33:44: Herzlichen Dank und macht's
00:33:45: gut.
00:33:45: Tschüss.
00:33:51: Hinter den Headlines, der Recherche-Podcast für Sachsen-Anhalt.
Neuer Kommentar